Die letzte umfassende Bearbeitung der Cladocerenfauna Mitteleuropas erschien
vor fast 30 Jahren. Seitdem hat die Taxonomie der Gruppe, besonders durch die
grundlegenden Arbeiten von D.G. Frey (vormals Bloomington, Indiana) einen ungeahnten
Aufschwung genommen. Durch die Berücksichtigung bisher nicht beachteter
morphologischer Feinmerkmale ergibt sich die Notwendigkeit einer tiefgreifenden
taxonomischen Neugliederung, besonders auf dem Artniveau. Gegenwärtig stehen
wir erst am Anfang dieser Entwicklung. Es läßt sich aber bereits
jetzt mit Sicherheit sagen, daß die seit Lilljeborg gut bekannte nord-
und mitteleuropäische Cladocerenfauna davon vergleichsweise nur gering
betroffen ist. Der neuen Situation Rechnung tragend, wurde in der vorliegenden
Bearbeitung trotzdem besonderer Wert auf eine umfassende morphologische Kennzeichnung
der einzelnen Taxa sowohl im Text- als auch im Abbildungsteil gelegt, um die
Vergleichsbasis für Untersuchungen außereuropäischer Cladocera
auf eine sichere Grundlage zu stellen.
Ein großes Problem bleibt weiterhin die taxonomische Gliederung der äußerst
schwierigen Gattung Daphnia. Darüber sich an dieser Stelle weiter auszulassen,
hieße Eulen nach Athen tragen. Es sei aber so viel bemerkt, daß
in den letzten Jahren mit Hilfe genetischer und verfeinerter morphologischer
Methoden der endgültige Nachweis umfangreicher Hybridisierungsvorgänge
in der Gattung Daphnia gelungen ist, der zu einem entscheidenden Durchbruch
in der taxonomischen Gliederung der Gattung zu führen verspricht. Auf diese
Weise ist eine weitgehend gesicherte Abgrenzung der Arten und ihrer Bastarde
innerhalb des hyalina-galeata-cucullata-Komplexes möglich geworden. Die
vorliegende Bearbeitung trägt dieser Entwicklung durch die Darstellung
der bislang morphologisch gekennzeichneten Daphnia-Bastarde voll Rechnung.
Eine Unterscheidung der in Mitteleuropa weit verbreiteten Daphnia-Bastarde ist
nach entsprechender Einarbeitung und Übung auch dem Nicht-Spezialisten
möglich, wobei eine genaue Kenntnis der jeweiligen Elternarten allerdings
unerläßlich ist. Das gilt vor allem für den sehr schwierig abzugrenzenden
Bastard Daphnia hyalina x Daphnia galeata, dessen eine Elternart - Daphnia hyalina
- den meisten Limnologen offensichtlich nicht genau bekannt zu sein scheint
und auf dessen sichere Identifizierung in Zukunft bei planktologischen Untersuchungen
besonders geachtet werden sollte.
Leider ist es in der vorliegenden Bearbeitung nicht gelungen, die Arten und
Bastarde der Daphnia longispina s. str.-Gruppe mit ähnlicher Sicherheit
gegeneinander abzugrenzen. Auf diesem Gebiet ist die Forschung gegenwärtig
in vollem Fluß. Aus verschiedenen Gründen schien es aber nicht ratsam,
bei der Bearbeitung der Cladocera Mitteleuropas das Vorliegen gesicherter Ergebnisse
zu dieser Problematik abzuwarten.
A Allgemeiner Teil:
1. Diagnose,
2. Morphologie,
3. Anatomie,
4. Fortpflanzung,
5. Entwicklung,
6. Phylogenie,
7. Biologie,
8. Ökologie,
9. Biogeographie,
10. Paläolimnologie,
11. Artenschutz,
12. Ökonomische Bedeutung,
13. Methoden
B Spezieller Teil:
Unterordnung Haplopoda, Familie Leptodoridae, Unterordnung Cladocera, Überfamilie
Sidoidea, Familie Sididae, Familie Holopediidae, Überfamilie Chydoroidea,
Familie Macrothricidae, Familie Daphniidae, Familie Chydoridae, Überfamilie
Polyphemoidea, Familie Polyphemidae, Familie Cercopagidae,
Literaturverzeichnis, Artenregister, Sachregister
Dietrich Flößner
2000, xii and 428 pages with 137 plates. (numerous figures), hardbound. (Text
in German!)
ISBN 90-5782-057-9 € 120